Aufgrund anatomischer Gegebenheiten sind Frauen besonders oft von Blasenentzündungen betroffen – Schätzungen zufolge leidet jede Zweite mindestens einmal im Leben an den unangenehmen Beschwerden.
Bei jeder vierten Frau tritt die Harnwegsinfektion sogar immer wieder auf. Auch wenn bei häufigen Blasenentzündungen bei entsprechender Therapie im Allgemeinen nicht mit Langzeitfolgen zu rechnen ist, wird die Lebensqualität der Betroffenen jedoch stark beeinträchtigt.
Definition: Wann spricht man von einer chronischen Blasenentzündung?
In der medizinischen Fachsprache werden häufige Blasenentzündungen als rezidivierende, also wiederkehrende, Harnwegsinfekte (HWI) bezeichnet. Und zwar dann, wenn die Blasenentzündung während eines Zeitraums von sechs Monaten mindestens zweimal bzw. innerhalb von 12 Monaten mindestens dreimal aufgetreten ist.
Typische Anzeichen: Wie erkennt man eine chronische Blasenentzündung?
Die Symptome einer wiederkehrenden Harnwegsinfektion sind die gleichen wie bei einer akuten Blasenentzündung:
- Brennende oder krampfartige Schmerzen beim Wasserlassen
- Häufiger oder andauernder Harndrang, dabei werden jedoch nur geringe Mengen an Urin abgegeben
Weitere Anzeichen können eventuell ein trüber oder unangenehm riechender Urin, verstärkter nächtlicher Harndrang oder Blut im Urin sein.
Ursachen und Risikofaktoren: Warum habe ich so oft Blasenentzündung?
Harnwegsinfektionen werden in erster Linie durch einen bakteriellen Befall verursacht, in den meisten Fällen handelt es sich um E. coli Bakterien. Begünstigt wird die Besiedelung der Harnblase mit den krankheitserregenden Keimen durch zwei Faktoren der weiblichen Anatomie: Die kurze Harnröhre sowie die geringe Distanz zwischen Anus und Vagina.
Zu den häufigsten Risikofaktoren für wiederkehrende Blasenentzündungen zählen
- häufiger Geschlechtsverkehr, vor allem mit wechselnden Sexualpartnern
- falsche oder übertriebene Intimhygiene
- die Verwendung bestimmter Verhütungsmittel wie z.B. Diaphragma und Spirale
- geschwächtes Immunsystem
- Stoffwechselstörungen wie z.B. Diabetes und Gicht oder anatomische Veränderungen, die den Harnabfluss beeinflussen
Betroffen sind häufig auch Frauen in oder nach der Menopause.
Durch die sinkende Östrogen-Produktion werden die Schleimhäute in Vagina und Harnwegen dünner und trocknen aus, was die körpereigene Schutzfunktion gegen Krankheitserreger maßgeblich beeinträchtigt.
Bei wiederkehrenden Blasenentzündungen sollte man nicht auf Hausmittel oder rezeptfreie Medikamente vertrauen, sondern sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben.
Wird die Infektion verschleppt, kann sich die Entzündung auf umliegende Organe ausweiten und unter anderem eine Nierenbeckenentzündung verursachen.
Der behandelnde Arzt verordnet in der Regel ein Antibiotikum, das über mehrere Tage eingenommen wird. Um die Harnwege gründlich zu durchspülen, sollte ergänzend auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Die Gabe eines Langzeit-Antibiotikums ist in den meisten Fällen nicht angezeigt, da Antibiotika keinen dauerhaften Schutz vor Krankheitserregern aufbauen und das körpereigene Abwehrsystem zusätzlich schwächen können.
Unter Umständen kann eine postkoitale Therapie in Frage kommen, bei der die betroffene Frau nach dem Geschlechtsverkehr präventiv eine antibiotische Einmaldosis einnimmt.
Zur gezielten Stärkung des Immunsystems gegen Harnwegsinfektionen können eventuell Immuntherapeutika in Form von Tabletten oder einer Impfung eingesetzt werden. Es handelt sich dabei um iGel-Leistungen, die nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden.
Als probate Methode, um weitere Blasenentzündungen zu vermeiden, hat sich die gezielte Prophylaxe bzw. Verhaltensänderung bewährt.
Prophylaxe: Wie kann man wiederkehrenden Harnwegsinfektion vorbeugen?
Folgende Maßnahmen gelten als wirksam, damit es erst gar nicht zu einer erneuten Blasenentzündung kommt:
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Täglich 1,5 bis 2 Liter Wasser und/oder ungesüßte Früchte- und Kräutertees.
- Regelmäßiges Wasserlassen, auch nach dem Geschlechtsverkehr
- Angemessene Intimhygiene: Regelmäßige Reinigung möglichst nur mit warmem Wasser. Intimlotionen und scharfe Seifen können die Schleimhaut reizen, was ein Eindringen von Bakterien begünstigt.
- Warm anziehen: Kalte Füße und Unterleib erhöhen das Entzündungsrisiko.
- Umstellung der Verhütungsmethode: Diaphragmen und spermienabtötende Mittel können Harnwegsinfekte begünstigen.
Oft wird zur Einnahme von Cranberry- und Moosbeerenprodukten geraten, auch Probiotika werden als vorbeugend empfohlen. Die Wirksamkeit dieser Mittel konnte bislang jedoch in keiner Studie nachgewiesen werden.
Chronische Blasenentzündung ohne Bakterien
Längerfristige typische Beschwerden einer Blasenentzündung können auch ohne den Nachweis von Bakterien oder Viren auftreten. In diesem Fall wird der behandelnde Arzt differentialdiagnostisch andere Krankheiten ausschließen.
Eine mögliche Ursache des häufigen Harndrangs und brennender Schmerzen beim Wasserlassen kann eine interstitielle Zystitis sein. Dabei handelt es sich um eine nicht-infektiöse chronische Blasenerkrankung, bei der aus bislang noch unbekannten Gründen die Schutzschicht der Harnblasenwand geschädigt ist.
Dadurch können Bestandteile des reizenden Urins in tiefere Schichten der Blasenwand eindringen und entzündliche Reaktionen hervorrufen.
Da die Erkrankung schwer zu diagnostizieren ist, bleibt sie häufig über einen längeren Zeitraum unerkannt.