Hashimoto-Thyreoiditis: Chronische Entzündung der Schilddrüse

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Hashimoto: Frau fasst sich an die Schulddrüse
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Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Frauen sind von der Autoimmunkrankheit häufiger betroffen. Alle wichtigen Infos zu Ursachen, Diagnose und Behandlung von Hashimoto findest du hier.

Schilddrüsenerkrankungen treten in Deutschland häufig auf, bei jedem dritten Erwachsenen kommt es im Laufe des Lebens zu mindestens einer krankhaften Veränderung der Schilddrüse. Geht die Erkrankung auf eine Entzündung zurück, handelt es sich in 80 % der Fälle um eine Hashimoto-Thyreoiditis.

Da die Erkrankung anfänglich symptomfrei oder mit unspezifischen Beschwerden verlaufen kann, wird sie häufig erst spät erkannt.

Definition: Was bedeutet die Krankheit Hashimoto?

Die Hashimoto-Thyreoiditis – oft nur kurz Hashimoto genannt – ist eine Autoimmunerkrankung, die eine Schilddrüsenunterfunktion hervorruft. Bei der Störung der körpereigenen Immunabwehr bilden sich im Blut Schilddrüsen-Antikörper, die zu entzündlichen Reaktionen in der Schilddrüse führen und die Hormonproduktion in der Schilddrüse beeinflussen.

Frauen sind von der Erkrankung neunmal häufiger betroffen als Männer. In den meisten Fällen tritt Hashimoto zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf. Die Symptome werden deshalb oft fälschlicherweise als Wechseljahresbeschwerden diagnostiziert.

Ursachen: Wie kommt es zu der Autoimmunerkrankung der Schilddrüse?

Die genauen Ursachen der Hashimoto-Thyreoiditis sind bislang noch nicht hinreichend geklärt. Da eine familiäre Häufung beobachtet wird, scheint die genetische Veranlagung eine Rolle zu spielen.

Auch Umwelteinflüsse und äußere Faktoren wie eine zu hohe Jodaufnahme und Selenmangel können als Auslöser in Betracht kommen.

Die Störung des Immunsystems tritt zudem vermehrt in Kombination mit verschiedenen anderen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Zöliakie sowie Depressionen auf.

Anzeichen und Hilfe:

Symptome und Verlauf: Wie äußert sich die Krankheit Hashimoto?

Die Erkrankung kann sehr unterschiedlich verlaufen. Meistens beginnt sie schleichend und macht sich zunächst durch unspezifische Symptome bemerkbar:

Müdigkeit und schnelle Erschöpfung
Antriebslosigkeit und Konzentrationsstörungen
Gelenk- oder Muskelschmerzen
Verstopfung
Gewichtszunahme trotz unveränderter Essensgewohnheiten
Trockene Haut und spröde Haare

Selten treten bei Patient:innen alle Symptome auf, meistens stehen nur einige Beschwerden im Vordergrund.

Auf Dauer führt die Erkrankung zur Zerstörung der Schilddrüse mit einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). In akuten Entzündungsphasen – meist begleitet von einem allgemeinen Krankheitsgefühl und starken Halsschmerzen – kann es kurzfristig zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommen.

Diagnose: Zu welchem Arzt bei Verdacht auf Hashimoto?

Da eine Hashimoto-Thyreoiditis schmerzfrei und mit unspezifischen Beschwerden verläuft oder auch mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen kann, wird sie leicht übersehen. Betroffene erhalten oft erst nach Jahren eine eindeutige Diagnose. Vor allem bei Frauen um das 50. Lebensjahr werden Symptome wie Müdigkeit und Antriebsschwäche, Schlaf- und Konzentrationsstörungen häufig irrtümlich den hormonell bedingten Beschwerden der Wechseljahre zugeschrieben.

Was bedeutet Gendermedizin?

Für eine Untersuchung der Schilddrüse wendet man sich am besten an einen Spezialisten für Endokrinologie. Es handelt sich dabei um ein Teilgebiet der inneren Medizin, das sich mit Hormon- und Stoffwechselerkrankungen befasst.

In einem ausführlichen Gespräch wird zunächst die Krankheitsgeschichte der Patient:in erhoben. In der anschließenden Blutuntersuchung wird die Konzentration der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) gemessen sowie der TSH-Wert bestimmt. Zusätzlich erfolgt eine Ultraschall-Untersuchung der Schilddrüse, je nach Befund können sich eventuell noch weitere Untersuchungen anschließen.

Eine Liste qualifizierter Endokrinologen – dabei kann es sich um Internist:innen, Gynäkolog:innen oder auch Kinderärzt:innen handeln, die im Rahmen ihrer Facharztausbildung oder durch entsprechende Weiterbildungen eine Qualifikation auf dem Gebiet der Endokrinologie erworben haben – sowie von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) zertifizierten Fachzentren findest du hier.

Therapie: Wie wird Hashimoto behandelt?

Gegen Hashimoto-Thyreoiditis gibt es bislang keine ursächliche Therapie. Das fehlende Schilddrüsenhormon kann jedoch durch die Gabe bestimmter Medikamente in Tablettenform ersetzt werden. In den meisten Fällen muss die Hormonsubstitution ein Leben lang erfolgen.

Ist die Medikation gut eingestellt, führt das nach einigen Wochen meist zu einer Linderung der Beschwerden oder völliger Symptomfreiheit. Die Lebenserwartung der betroffenen Frauen ist durch die Erkrankung nicht eingeschränkt.

Trotz korrekter Einstellung und daraus resultierender Besserung der Schilddrüsenwerte klagen manche Patient:innen über eine deutliche Minderung der Lebensqualität infolge psychischer Beschwerden und fühlen sich von behandelnden Ärzt:innen häufig unverstanden.

Als Unterstützung der medikamentösen Therapie kann in solchen Fällen eventuell eine Ernährungsumstellung hilfreich sein.

Betroffene berichten zudem von positiven Erfahrungen mit einer gezielten Stressreduktion mithilfe von Entspannungsmethoden wie Yoga und Meditation.

Der Erfolg der Maßnahmen bei Hashimoto ist zwar wissenschaftlich nicht erwiesen, ein gesunder Lebensstil kann dem Körper jedoch keinen Schaden zufügen und grundsätzlich zu mehr Wohlbefinden beitragen.

Eine aktuelle wissenschaftliche Studie kommt zu dem Schluss, dass bei symptomatischen Hashimoto-Patient:innen die operative Entfernung der Schilddrüse eine Alternative zur herkömmlichen medikamentösen Therapie darstellen könnte. Bei den untersuchten Teilnehmer:innen kam es nach der OP zu einer stärkeren Senkung der Antikörper im Blut sowie weniger Müdigkeit und Schwächegefühlen.

Service: Wo finde ich Unterstützung bei Hashimoto?

Der Umgang mit einer chronischen Schilddrüsenerkrankung ist für viele Patient:innen und deren Angehörige nicht immer einfach. Wertvolle Hilfestellung und Unterstützung bietet die Schilddrüsen-Liga Deutschland e.V.

In der gemeinnützigen Organisation arbeiten Expert:innen und Patient:innen zusammen,

  • um die Öffentlichkeit über Hashimoto und andere Schilddrüsenerkrankungen zu informieren.
  • um Betroffenen schwierige medizinische Fragen zu beantworten.
  • um Betroffenen bei der Suche nach Spezialist:innen zur Seite zu stehen.

Auf dem Infoportal des Vereins findet man zudem die Adressen und Ansprechpartner:innen von lokalen Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland.

Quellen