IGeL-Monitor: Ultraschalluntersuchungen könnten mehr schaden als nützen

Frau wird vom Frauenarzt untersucht
© Bigstock/ RossHelen

Das Team des IGeL-Monitors bewertet Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung von Gebärmutterkrebs erstmalig als „tendenziell negativ“. Der Ultraschall zur Eierstockkrebs-Früherkennung wird weiterhin als „negativ“ eingestuft.

IGeL-Monitor bewertet Selbstzahler-Leistungen

Im Rahmen des IGeL-Monitors bewertet der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V (MDS) individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) bezüglich Nutzens und Schadens. IGeL-Leistungen erhalten eine Einstufung von „positiv“ bis „negativ“.

Jetzt wurde erstmals die Ultraschalluntersuchung zur Gebärmutterkrebs-Früherkennung bewertet. Außerdem hat das Team die Einstufung des Ultraschalls zur Früherkennung von Eierstockkrebs aktualisiert.

Die Frage des IGeL-Monitor-Teams:

Kann durch die Ultraschalluntersuchung die Krebserkrankung frühzeitig erkannt werden? und Lässt sich dadurch das Leben der Betroffenen verlängern bzw. ihre Lebensqualität verbessern?

Ultraschall zur Früherkennung von Gebärmutterkrebs „tendenziell negativ“

Gebärmutterkrebs – vor allem in Form eines Endometriumkarzioms – ist die fünfthäufigste Krebserkrankungen bei Frauen. Das Durchschnittsalter bei Betroffenen liegt bei 68 Jahren.

Besteht ein Verdacht auf Gebärmutterkrebs – zum Beispiel wegen untypischen Blutungen – ist der Ultraschall eine Krankenkassenleistung. Wird er ohne Verdacht durchgeführt, handelt es sich um eine IGeL-Leistung, die zwischen zwölf und 27 Euro kostet.

Laut dem IGeL-Monitor gibt es keine Studien, die bestätigen können, dass durch den Ultraschall bei symptomfreien Frauen der Krebs frühzeitig erkannt werden kann.

Allerdings […] besteht ein hohes Risiko, dass es vor allem bei Frauen ohne Krankheitszeichen und ohne bekannte Risikofaktoren zu sogenannten falsch-positiven Ergebnissen kommen kann.

Von 100 Frauen, die ein positives Ergebnis durch den Ultraschall bekommen, hat dem Experten zufolge nur eine tatsächlich Gebärmutterkrebs. Das setzt Frauen einer großen psychischen Belastung aus.

Falsch-positive Befunde:

Der IGeL-Monitor stuft die transvaginale Ultraschalluntersuchung für symptomfreie Frauen also als „tendenziell negativ“ ein.

Ultraschall zur Früherkennung von Eierstockkrebs „negativ“

13 von 1000 Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs.

: Eierstockkrebs

Im Rahmen der Krebsvorsorge zahlen die Krankenkassen bei Frauen am dem 20. Lebensjahr ein jährliches Abtasten. Besteht ein Verdacht auf Eierstockkrebs, ist der Ultraschall Kassenleistung. Ansonsten kostet er für beide Eierstöcke zwischen 25 und 53 Euro.

Viele Frauenärzte bieten zusätzlich zum Abtasten auch symptomfreien Frauen einen Ultraschall zur Krebsfrüherkennung an. Laut dem IGeL-Report 2020 ist der Ultraschall zur Früherkennung von Eierstockkrebs eine der fünf am häufigsten genannten IGeL-Leistungen.

Studien bestätigen jedoch:

Mit Ultraschalluntersuchung […] sterben gleich viele Frauen an Eierstockkrebs wie ohne Untersuchung.

Bei drei von 100 Frauen werden aufgrund eines falsch-positiven Ergebnisses gesunde Eierstöcke entfernt.

Da die falsch positiven Ergebnisse hier den Frauen sehr schaden, stuft der IGeL-Monitor diese Ultraschalluntersuchung für symptomfreie Frauen als „negativ“ ein.

Auch andere Experten raten davon ab!

In einer Pressemeldung erklärt das Team, dass andere medizinischen Fachgesellschaften wie die deutsche Krebsgesellschaft, die deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die deutsche Krebshilfe von beiden Untersuchungen bei symptomfreien Frauen ohne familiäre Vorbelastung abraten.

IGel beim Frauenarzt

Aktuell hat der IGeL-Monitor 53 Leistungen bewertet. Nur drei davon mit dem Ergebnis „tendenziell positiv“

Bewertungen anderer IGeL-Leistungen kannst du dir selbst im IGeL-Monitor anschauen:

Quellen