BRCA-positiv: Lasse ich mir die Brust abnehmen oder nicht? (Teil 2)

vonCeline | Gastautorin
Gefühle vor einer prophylaktischen mastektomie
Foto: privat / Celine

Sneaker oder Stiefel? Kino oder Restaurant? Das sind die Entscheidungen, die eine Durchschnitts-Frau mit 23 Jahren so trifft. Meine Wahlmöglichkeiten waren leider weniger banal. Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens.

Hinweis der Redaktion

Für besseres Verständnis empfehlen wir, den ersten Teil der Artikelserie von Celine zuerst zu lesen.

Ja, ich lasse sie mir abnehmen

Sehr schnell stand fest, dass ich „Nägel mit Köpfen“ machen möchte. Für mich gibt es oft nur Schwarz und Weiß. Kein Grau. Und ich bin durch und durch ein Bauchmensch und handle nach meinem Gefühl. Auf den Krebs warten? Bibbernd bei der Kontrolluntersuchung im Krankenhaus sitzen? Nein, das schließe ich für mich aus.

Mit dieser Entscheidung durchlebte ich eine Bandbreite an Gefühlen. Wut, Trauer, Verzweiflung, Überforderung, Verunsicherung. Aber auch Mut, Glück, Dankbarkeit, Zufriedenheit. Zwischenzeitlich dachte ich, dass ich verrückt werde.

Wie habe ich diese Entscheidung getroffen?

Aber – wie habe ich diese Entscheidung überhaupt treffen können? Gute Frage. Ich weiß es nicht. Wenn ich an meinen Gendefekt BRCA1 und alle damit verbundenen Risiken gedacht habe, war so ein starkes Gefühl in mir, dass ich dem zuvorkommen möchte. Als einzige Lösung gab es für mich die Mastektomie.

Was auch helfen kann

Nicht jeder kann die Entscheidung so treffen wie ich. Dann können helfen: eine Pro- und Contra-Liste, Gespräche mit engen Vertrauten und Frauen in einer ähnlichen Situation, sowie Gespräche mit Ärzten und Psychologen. Ganz wichtig – Google ist bei einer derartigen Entscheidung definitiv nicht dein bester Freund!

Wie geht es weiter nach der Entscheidung?

Als für mich die Entscheidung zur prophylaktischen Mastektomie feststand, bin ich sowohl zu meiner Hausärztin, als auch zu meinem Frauenarzt gegangen. Ich habe um ein Gespräch gebeten und mir von beiden eine persönliche Einschätzung, sowie Kontakte zu mögliche Chirurgen und Krankenhäusern geben lassen.

Wie finde ich denn den passenden Chirurgen? Das passende Krankenhaus? Worauf muss ich achten? Ein sehr schwieriges Thema.

Ich habe mich schlau gemacht und geschaut, ob es Spezialisten im Bereich Mastektomie gibt. Ich habe auf Referenzen und Bewertungen, sowie auf Erfahrungsberichte geschaut.

Mir war es wichtig, dass meine Chirurg*in diese Art von OP kann und regelmäßig operiert. Und mein Hauptkriterium als Gefühlsmensch –  ich muss mich wohlfühlen. Auch hier hat mir mein Bauch das richtige Gefühl vermittelt und mir die Entscheidung einfacher gemacht.

Zur Beratung war ich in zwei Krankenhäusern. Die Beratung im ersten Krankenhaus war sehr gut. Ich wurde über die möglichen OP-Varianten aufgeklärt und hatte Entscheidungsfreiheit. Im zweiten Krankenhaus favorisierte der Chirurg eine Methode, die sich für mich einfach nicht richtig anfühlte.

Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt bei einer Mastektomie?

Einfache Mastektomie

Radikale Mastektomie

Modifiziert radikale Mastektomie

Subkutane Mastektomie

… und skin-sparing-Mastektomie

DU entscheidest

Jede Methode bietet Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass du mitentscheiden kannst und für dich rausfinden musst, welche Methode für dich und deinen Körper am besten ist.

Ich habe mich für die subkutane Mastektomie entschieden. Mir wurde das Brustgewebe über einen Schnitt in der Unterbrustfalte entnommen, dabei durfte ich meine Brustwarze und die Haut behalten.

Mir war ein möglichst natürliches Ergebnis wichtig. Durch das Behalten meiner Haut und Brustwarze habe ich im Vergleich zu einer einfachen Mastektomie ein minimal höheres Restrisiko für eine Brustkrebserkrankung.

Und was ist mit der Rekonstruktion? Dazu im nächsten Artikel mehr.

Zum Abschluss ein paar sehr persönliche Worte.

Ich bin überwältigt von der positiven Resonanz auf meinen letzten Artikel. Gleichzeitig bin ich so dankbar, dass sich so viele Menschen die Zeit nehmen meinen Artikel zu lesen.

DU machst es möglich, dass Vorsorge, Mastektomie, Krebs, Gendefekte kein Tabu-Thema mehr ist. Danke dafür! Wenn dir mein Artikel gefällt, darfst du ihn gerne mit deinen Freunden, Familie und allen anderen teilen. Ich freue mich über jeden Leser und über jedes Feedback! DANKE!