Polymyositis und andere rheumatische Autoimmunerkrankungen in der Schwangerschaft

Frau sitzt beim Arzt
Vorerkrankungen in der Schwangerschaft erfordern eine enge ärztliche Betreuung.
© Pixabay / Blogskapet

Polymyositis gehört zur Gruppe der rheumatischen Autoimmunerkrankungen. Falls auch du zu den Betroffenen gehörst, fragst du dich vielleicht, wie sich das Krankheitsbild auf deinen Kinderwunsch auswirken kann. Wir erklären dir, was du über das Thema Schwangerschaft mit Polymyositis oder einer anderen rheumatischen Autoimmunerkrankung wissen musst.

Eine Autoimmunerkrankung ist kein Aus für den Kinderwunsch

Eine entspannte und komplikationslose Schwangerschaft ist der größte Wunsch aller Frauen, die ein Baby erwarten oder gerade mit der Familienplanung beschäftigt sind.

Die Frage nach Vorerkrankungen gehört deshalb zur Anamnese beim Frauenarzt, wenn es um den Kinderwunsch oder erste Untersuchungen in der Schwangerschaft geht.

Viele chronische Krankheitsbilder sind kein Ausschlusskriterium für eine Schwangerschaft, sie sind allerdings in ihrem Verlauf häufig schwer vorhersehbar und können damit auch das gesundheitliche Risiko für Mutter und Kind in der Schwangerschaft erhöhen. Das gilt vor allem, wenn eine Behandlung mit speziellen Medikamenten auch in der Schwangerschaft fortgesetzt werden muss.

Deshalb sollten Frauen mit Kinderwunsch und einer diagnostizierten Autoimmunerkrankung eine besondere Begleitung durch ihren behandelnden Arzt wählen. Durch eine engmaschige Betreuung lässt sich vor allem das gesundheitliche Risiko für das ungeborene Kind meist minimieren und auch die Weiterbehandlung der Autoimmunerkrankung mit Medikamenten ist unter ärztlicher Aufsicht meist gut möglich.

Polymyositis verstehen

Polymyositis ist eine schwere chronische Erkrankung aus dem Bereich der rheumatischen Autoimmunerkrankungen.

Polymyositis tritt nur selten auf!

Etwa eine Diagnose pro 100.000 Menschen wird pro Jahr gestellt. Frauen sind dabei im Vergleich zu Männern etwa doppelt so stark betroffen.

Besonders häufig wird Polymyositis in einem Alter von 45 bis 60 Jahren diagnostiziert. Insbesondere bei weiblichen Patienten kann sich die Autoimmunerkrankung aber auch schon früher entwickeln und damit auch Auswirkungen auf die Familienplanung haben. Die Patient*innen sind aber nur sehr selten jünger als 20 Jahre.

Grundlage ist eine Fehlreaktion des Immunsystems, die die Muskulatur angreift. Eine fortschreitende Muskelschwäche und entzündliche Reaktionen des Muskelgewebes in verschiedenen Körperregionen sind die Folge.

Symptome entwickeln sich nach dem ersten Auftreten häufig allmählich in einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten. Hierzu erläutert das Internetportal ItsInYourMuscles.de:

„Bei Polymyositis sind die Muskelgruppen der Schultern, Oberarme, Hüfte, Oberschenkel und des Nackens am häufigsten betroffen. In diesen Bereichen können ständige Muskelschmerzen und eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit auftreten. Schwerwiegende Symptome können beispielsweise Probleme beim Schlucken oder die Betroffenheit von Lunge und Herz sein.“

Im fortgeschrittenen Stadium und in Abhängigkeit von den betroffenen Muskelpartien können weitere Symptome hinzukommen.

wie zum Beispiel:

Appetitlosigkeit
Gewichtsverlust
Schlafstörungen
Erschöpfung
steife Körperpartien am Morgen
Schwäche
Fieber

Die genaue Ursache einer Polymyositis ist nicht ausreichend erforscht. Es handelt sich nicht um eine genetisch erworbene Autoimmunerkrankung, die Ausbildung und Entwicklung kann allerdings durch genetische Faktoren begünstigt werden. Auch ein Zusammenhang mit verschiedenen viralen Erkrankungen und Medikamenten ist denkbar. Für eine eindeutige Diagnose müssen zunächst genetisch erworbene Muskelerkrankungen ausgeschlossen werden.

Ausführliche Informationen zu Polymyositis und anderen rheumatischen Autoimmunerkrankungen sowie Therapiemöglichkeiten findest du auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e. V.

Wie Polymyositis Kinderwunsch und Schwangerschaft beeinflusst

Da die meisten rheumatischen Autoimmunerkrankungen, insbesondere die Polymyositis, erst nach dem Eintritt in das gebärfähige Alter oder sogar erst nach Abschluss der Familienplanung auftreten, gibt es nur eine begrenzte Datenlage, auf die dein Frauenarzt im Zusammenhang mit einem Kinderwunsch oder einer Schwangerschaft zurückgreifen kann. Trotzdem kann er dich in dieser besonderen Zeit sinnvoll begleiten und dich insbesondere im Hinblick auf eine Fortsetzung der Therapie umfangreich beraten.

Die bisher gewonnenen Erkenntnisse lassen vermuten, dass eine bestehende rheumatische Autoimmunerkrankung keine Auswirkungen auf die Fertilität hat.

Falls du bereits in Behandlung bist, solltest du die weiteren Therapiemöglichkeiten aber unbedingt vor der aktiven Familienplanung mit deinem Frauenarzt besprechen und die Therapie, insbesondere die Medikamenteneinnahme, gegebenenfalls rechtzeitig anpassen.

Dein Arzt sollte alle Medikamente, die zu im Rahmen deiner Therapie einnimmst, möglichst schon vor der Schwangerschaft prüfen und entscheiden, ob eine Einnahme mit einem gesundheitlichen Risiko für das ungeborene Baby einhergehen könnte. In diesem Fall ist meist der Wechsel zu einem anderen Präparat mit guter Verträglichkeit für Mutter und Kind möglich.

Außerdem ist es für Frauen mit einer rheumatischen Autoimmunerkrankung besonders wichtig, mindestens acht Wochen vor dem geplanten Beginn der Schwangerschaft hochwertige Folsäurepräparate einzunehmen. So kann das Risiko einer kindlichen Fehlbildung im Mutterleib minimiert werden. Die meisten Babys kommen gesund zur Welt.

Das solltest du wissen

Da rheumatische Autoimmunerkrankungen häufig schubweise auftreten, kann es hilfreich sein, das Thema Schwangerschaft geplant anzugehen und sich auf Phasen zu konzentrieren, in denen die Erkrankung in den Hintergrund tritt.

Ob und in welchem Umfang die Polymyositis oder eine andere rheumatische Autoimmunerkrankung sich auf den Verlauf der Schwangerschaft auswirkt, ist schwer vorauszusagen.

Ein Teil der Patientinnen erlebt laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durch die Fortführung der Therapie eine völlig komplikationslose Schwangerschaft. In einigen Fällen kann es allerdings aufgrund der körperlichen und hormonellen Veränderungen zu einer schubweisen Verstärkung der Symptome und einem Fortschreiten der Erkrankung kommen.

Nach der Geburt ist bei den meisten Betroffenen tendenziell eine Verbesserung zu erwarten.

Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen

Bei Polymyositis und anderen rheumatischen Autoimmunerkrankungen gibt es verschiedene Therapieansätze. Um die Muskeldegeneration zu verlangsamen und Auswirkungen auf den Bewegungsapparat vorzubeugen, empfehlen Mediziner nach der Diagnose meist, schnell mit einer physiotherapeutischen Behandlung zu beginnen.

Zusätzlich dazu werden verschiedene Medikamente eingesetzt. Besonders häufig sind dies Medikamente auf Cortisonbasis oder aus dem Bereich der Chemotherapie. Auch verschiedene Immunmodulatoren kommen in Frage.

Bei einer frühzeitig und umfangreich durchgeführten Therapie sind die Prognosen bei einer Polymyositis vielversprechend. In den meisten Fällen haben Betroffenen laut der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke Aussicht auf eine Besserung oder sogar vollständige Heilung. Möglicherweise erfordert dies aber auch eine lebenslange Fortsetzung der Therapie.

Ein kleinerer Teil der Betroffenen muss dauerhaft mit einer aktiven Symptomatik leben. Eine voranschreitende Entwicklung des Krankheitsbildes und die damit einhergehende Verschlechterung der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens ist in den meisten Fällen aber nur zu erwarten, wenn eine rheumatische Autoimmunerkrankung unbehandelt bleibt.

So kannst du selbst etwas tun

Moderate Bewegung in den inaktiven Krankheitsphasen kann den Prozess der Muskeldegeneration verlangsamen und dazu beitragen, dass dein Körper beweglich und stark bleibt. (In aktiven Krankheitsphasen solltest du dir eher Ruhe gönnen).

Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung, wie zum Beispiel beim Walken, Schwimmen oder Fahrradfahren, ist besonders gut geeignet. Auch Yoga und Pilates können deinen Körper auf schonende Art geschmeidig und beweglich halten.

In der Schwangerschaft solltest du mit deinem Arzt besprechen, welche Bewegung dir und deinem Baby jetzt besonders guttut.

Frische Smoothies sind reich an gesunden Vitaminen und können deine Ernährung sinnvoll und lecker ergänzen.

Lecker und gesund:

Außerdem empfehlen Mediziner häufig die Einnahme von Vitamin D und Calcium, um deine Knochen zu unterstützen und dem Risiko einer Osteoporose als Folge der Autoimmunerkrankung vorzubeugen. Hier solltest du in der Schwangerschaft allerdings unbedingt vorher mit deinem Arzt sprechen und gemeinsam mit ihm ein gutes verträgliches Präparat und die richtige Dosierung auswählen.

Und nicht zuletzt kannst du durch eine ausgewogene Ernährung viel erreichen. Bei rheumatischen Autoimmunerkrankungen empfehlen Expert*innen – wie die deutsche Rheuma-Liga – tierische Fette, sowie Zucker und Weizenmehl in der Ernährung zu reduzieren. Das tut dir und deinem Baby ohnehin in der Schwangerschaft gut.

7 einfache Tipps:

Quellen