Mit Kiran Ghandi, einer Künstlerin aus England hat alles angefangen. 2015 lief sie den London Marathon während ihrer Periode und das ohne Tampon! Das Blut lief einfach an ihren Beinen hinunter, doch davon hat sie sich nicht beirren lassen. Das Netz feierte sie für ihren Mut und so setzten auch weitere Frauen ein politisches Zeichen gegen die von der Medien- und Marketingwelt tabuisierte Periode.
Bedeutet das jetzt, es immer und überall unkontrolliert laufen zu lassen?
Nein! Es soll gelingen, zu spüren, wenn Blut ausgestoßen wird, um sich rechtzeitig eine Toilette zu suchen und das Blut dort ablaufen zu lassen.
Der Druck ist für manche Frauen spürbar. Manche Frauen sprechen auch von Nässe oder Feuchtigkeit, die den nächsten Blutschwall ankündigt. Erfahrungsberichten zufolge soll sogar die Öffnung des Muttermundes kontrollierbar sein, das ist jedoch extrem schwer und für das Free Bleeding keine zwingende Voraussetzung.
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Beim Abfließen des Blutes auf der Toilette wird der Beckenboden entspannt und die Frau wippt mit dem Becken hin und her. Auch eine kleine Unterbauchmassage oder „Nachdrücken“ wie beim Urinieren können helfen. Nach etwa 5 bis 10 Minuten soll das Blut abgeflossen sein. So viel zur Theorie.
In der Praxis ist das leider nicht ganz so einfach umsetzbar. Es fordert extrem viel Übung und eine gute Beckenbodenmuskulatur, um das Menstruieren so stark kontrollieren zu können.
Erfahrungsbericht zum Thema Free Bleeding
Wie schwierig ist es also in der Realität? Wir wollten es genau wissen. Frieda Hintze, Bloggerin und Journalistin hat das Ganze ausprobiert – welche Erfahrungen sie gemacht hat und ob sie jetzt dauerhaft auf die freie Menstruation umsteigen wird, hat sie uns verraten:
#1 Wieso wolltest du Free Bleeding testen?
Frieda: Viele Frauen berichteten in Magazinen, es sei eine körperlich interessante Erfahrung. Das hat mich neugierig gemacht. Außerdem arbeite ich seit Corona im Lockdown – also der perfekte Moment, um so etwas mal zu testen. Free Bleeding im Büro stelle ich mir deutlich schwieriger vor.
#2 Wie hast du gespürt, dass bald Blut kommen könnte?
Frieda: Wie so ein leichtes „Knacken“ im Unterleib, ein ganz leichter Druck, nicht schmerzhaft. Dann war mir klar – ab ins Bad.
#3 Hast du Tipps für Neulinge?
Frieda: Wer im Home Office arbeitet, kann sich da ruhig mal rantasten. Und Periodenpantys helfen ebenfalls. Dann ist man auch nicht so gestresst, wenn die Blutung dann doch mal unerwartet kommt.
#4 Wie viele „Unfälle“ hast du gehabt?
Frieda: Wenige, aber auch weil ich „geschummelt“ habe und Perioden-Pantys durchweg trug. So habe ich mir kein anderes Höschen ruiniert. Meistens sind es die Schmierblutungen, die mich unerwartet erwischt haben. Die spüre ich nicht so deutlich wie eine normale Periodenblutung.
#5 Für wen ist Free Bleeding eher nicht geeignet?
Frieda: Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer wie ich eine Kupferspirale hat, hat in der Regel auch stärkere Tage. Da kann es durchaus ohne Periodenpanty zum Malheur kommen.
#6 Hast du den Dreh jetzt raus- und wenn ja, wie lange hat es gedauert?
Frieda: Ich habe tatsächlich nur zwei Perioden Zyklen Free Bleeding betrieben und bin wieder auf die Menstruationstasse umgestiegen. Einfach, weil ich im Sommer wieder mehr unterwegs war.
#7 Könntest du dir vorstellen, dauerhaft auf Free Bleeding umzusteigen?
Frieda: Nein. Ich habe es ausprobiert. Es war eine interessante Erfahrung. Aber ich genieße dann doch eher die Freiheit, die mir eine Menstruationstasse gibt.
Kontrovers diskutiert
#8 In den Medien hört man oft vom Free Bleeding – Mythos oder Trend. Auch sonst muss das Thema ziemlich viel Kritik einstecken. Kannst du die Empörung über das ganze Thema ein Stück weit nachvollziehen?
Frieda: Es ist ein zweischneidiges Schwert. Dass wir überhaupt über so etwas diskutieren können, ob Free Bleeding oder nicht, ob wir lieber Bio-Tampons nehmen oder Menstruationstassen nutzen – all das ist ein Privileg.
In vielen Regionen dieser Welt gehört Free Bleeding zur Tagesordnung, weil keine Hygieneprodukte verfügbar sind. Wir haben den Luxus, die Wahl zu haben – allein deswegen entsteht der Diskurs.
Ich finde es wichtig, dass wir einen normalen Umgang mit der Periode haben. Deswegen schätze ich einerseits den Diskurs sehr. Regelblutungen sind normal, menschlich und gesund. Aber eine aufgeregte oder emotionalisierte Diskussion, vielleicht sogar eine militante Haltung für oder wider eine Sache – das verstehe ich ganz und gar nicht!
FAQ zu Vorteilen und Nachteilen
Was sind die Vorteile von Free Bleeding?
Was sind die Nachteile von Free Bleeding?
#9 Auf deinem Blog schreibst du, dass du seit einiger Zeit die Menstruationstasse benutzt. Kannst du neben ihr noch andere Alternativen für Tampons und Binden empfehlen?
Frieda: Periodenpantys habe ich wirklich zu schätzen gelernt. Sie sind auch bequem. Und Schmierblutungen oder blutige Flecken an starken Tagen sind dank denen kein Problem mehr. Sie sind auch hygienisch und atmungsaktiv – wenn man auf Qualität setzt. Dann entstehen auch keine Gerüche. Also: Smarte Sache.
Wenn du noch mehr über das Thema Free Bleeding oder andere Lifestyle Themen und Co. erfahren möchtest, schau auf Friedas Blog „Louiseethelene“ vorbei!
Top oder Flop: Linktipps zur freien Menstruation
- Anne vom Blog „trainyabrain: Menstruationsbeschwerden lindern
- Nadine vom Youtube Kanal: „WildFamilyLife-Alternativ Leben auf Weltreise“: Freie Menstruation Vol. 2 | Leben ohne Tampons
- Frauenmagazin „Madame“: Free Bleeding ist der größte Blödsinn, den das Internet in der letzten Zeit hervorgebracht hat
- Britta von „Vulvani“: Wie funktioniert Free Bleeding im Alltag? Einblicke in die Realität