Was tun bei Haarausfall in den Wechseljahren?

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Frau sitzt vor dem Computer
© Pexels/ Marcus Aurelius

Jede dritte bis vierte Frau klagt in den Wechseljahren über verstärkten Haarausfall und dünner werdendes Haar. Woran das liegt und, was du tun kannst, liest du hier.

In den Wechseljahren, einer ohnehin herausfordernden Lebensphase, werden die Haarprobleme oft als stark belastend empfunden.

In ihrer Verzweiflung experimentieren Betroffene häufig mit verschiedensten kosmetischen Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln, die jedoch nur selten die gewünschte Wirkung zeigen. Welche Maßnahmen tatsächlich helfen, hängt nämlich von der Art des Haarausfalls ab.

Wie kommt es zum Haarausfall ab der Menopause?

In den meisten Fällen liegt einem übermäßigen Haarverlust eine androgenetische Alopezie zugrunde. Dabei handelt es sich um einen erblich-bedingten Haarausfall, der sich bei Frauen häufig ab der Prämenopause bemerkbar macht und sich mit zunehmendem Alter verstärkt.

Sanftes Hallo der Wechseljahre:

Ursache der androgenetischen Alopezie ist eine genetische Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Dihydrotestosteron (DHT), einem Abbauprodukt des männlichen Geschlechtshormons Testosteron.

Dadurch treten die Haarwurzelzellen in vermehrtem Maße zu schnell in die Haarwachstumspause ein und verkümmern, weshalb nur noch ein dünner, kraftloser Flaum hervorgebracht wird. Lässt bei Frauen in den Wechseljahren die Östrogen-Produktion nach, wird die Konzentration der männlichen Sexualhormone erhöht und die bereits vorhandene Alopezie deutlich sichtbar.

Wie äußert sich anlagebedingter Haarausfall bei Frauen?

Die androgenetische Alopezie verläuft bei Männern und Frauen nach typischen Mustern, die sich deutlich unterscheiden. Das weibliche Muster bezeichnet man als Ludwig-Schema. Dabei beschränkt sich der Haarausfall auf den Oberkopf.

Das Haar lichtet sich zunehmend im Scheitelbereich, am Haaransatz an der Stirn bleibt ein 1 bis 3 cm breiter Haarsaum stehen. Großflächige kahle Stellen oder gar eine komplette Glatzenbildung sind bei Frauen im Allgemeinen nicht zu befürchten.

Um das Fortschreiten des hormonell bedingten Haarausfalls bei Frauen zu bestimmen, werden drei Stadien des Ludwig-Schemas unterschieden:

  • Stadium 1 ist durch eine erste Lichtung des Scheitels gekennzeichnet. Die Haarlinie am Ansatz ist bereits sichtbar.
  • In Stadium 2 ist eine deutliche Lichtung am Scheitel erkennbar, der Haarsaum tritt nun stärker zutage.
  • Im sehr seltenen Stadium 3 scheint die Kopfhaut komplett durch, um den Scheitel bilden sich runde kahle Stellen.

Wenn sich die Scheitelregion ausdünnt und gleichzeitig die Haarlinie am Ansatz unterbrochen ist, spricht man in Fachkreisen auch vom Christmas-Tree-Muster.

Muss man bei Haarausfall zum Arzt?

Der Verlust von bis 100 Haaren am Tag ist völlig normal, solange sich der Haarausfall gleichmäßig über den ganzen Kopf verteilt.

Fallen jedoch über einen gewissen Zeitraum täglich deutlich mehr als 100 Haare aus oder bilden sich erste lichte Stellen, sollte man frühzeitig einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen abzuklären und andere Erkrankungen auszuschließen.

Erste Anlaufstelle kann der Hausarzt sein, zudem bieten viele Dermatologen spezielle Haarsprechstunden als IGel-Leistung an.

Sinnvoll oder nutzlos?

Welche Mittel helfen bei hormonell bedingtem Haarausfall?

Handelt es sich beim Haarausfall in den Wechseljahren um eine androgenetische Alopezie, lässt sich das nicht natürlich behandeln. Heilbar ist die Erkrankung nicht, als einzig wirksames Mittel einer symptomatischen Therapie gilt Minoxidil.

Die Chancen auf einen Behandlungserfolg sind umso größer, je eher damit begonnen wird. In 80 bis 90 Prozent der Fälle kann die regelmäßige Anwendung von Minoxidil anlagebedingten Haarausfall zumindest stoppen, bei etwa der Hälfte der behandelten Personen kommt es zu einer sichtbaren Verdichtung des Schopfes.

Mittel mit dem Wirkstoff Minoxidil sind rezeptfrei erhältlich. Gegen Haarausfall kommt bei Frauen eine 2-prozentige Lösung oder ein 5-prozentiger Schaum zum Einsatz, der täglich auf die Kopfhaut aufgebracht wird. In Schwangerschaft und Stillzeit dürfen die Präparate nicht angewendet werden.

Gut zu wissen:

Erste sichtbare Behandlungsergebnisse stellen sich nach drei bis vier Monaten ein. Innerhalb der ersten acht Wochen der Anwendung kommt es sogar zu verstärktem Haarausfall. Dieser Shedding-Effekt ist jedoch positiv zu werten. Er tritt auf, wenn Haarwurzeln erneut aktiv werden und Haare in der Ruhephase von nachwachsenden Haaren ausgestoßen werden.

Der Wirkstoff Finasterid, der zur Alopezie-Behandlung bei Männern eingesetzt werden kann, ist für Frauen nicht zugelassen. Entsprechende Mittel sind bei Frauen in den Wechseljahren nicht wirksam. Das Gleiche gilt auch für die Vielzahl pflanzlicher Präparate, Haarpflegeprodukte und Nahrungsergänzungsmittel, die gegen Haarausfall auf dem Markt sind.

Ebenfalls verzichten sollte man auf Styling-Methoden wie Glätten, Bleichen oder Dauerwellen, die das Haar strapazieren und Haarbruch begünstigen. Mehr Fülle in dünner werdendes Haar kann hingegen eine neue Frisur bringen. Gute Friseure bieten eine typgerechte Beratung an und können wahre Wunder vollbringen.

Quellen