Das macht Instagram mit unserem Gehirn

frau verwendet instagram
© Unsplash / Kate Torline

Instagram hat mittlerweile über eine Milliarde monatliche Nutzer weltweit. Über 60 Prozent der User melden sich jeden Tag an und verbringen durchschnittlich 53 Minuten des Tages mit Instagram. Eine solch intensive Nutzung geht nicht spurlos an uns vorbei – das Gehirn verändert sich und passt sich an. 

Kein Platz für negative Gefühle

Schön, schlank, lächelnd und immer gut angezogen – berühmte Influencer vermitteln uns täglich mit angesagter Kleidung und einer gestylten Wohnung das Bild einer nahezu perfekten Welt. Negative Gefühle, Depressionen oder Existenzängste haben selten Platz auf der Plattform. Schnell entsteht der Eindruck, dass Menschen mit hohen Reichweiten und großen Werbedeals das bessere Leben führen. Auf Dauer kann sich das negativ auf unser Selbstbild auswirken.

Eine Langzeitstudie des JAMA Network beschäftigte sich mit den Auswirkungen von Medienkonsum bei Jugendlichen und fand heraus, dass Teilnehmer der Studie, oft soziale Medien nutzten, vermehrt depressive Verstimmungen, Gefühle von Wertlosigkeit und wiederkehrende Suizidgedanken hatten.

Ständiger Vergleich mit anderen kann zu einem gestörten Selbstbild führen

Immer mehr junge Menschen erkranken an Depressionen oder Essstörungen – durch die ständige Konfrontation mit einer perfekten Welt. Instagram lässt sie glauben, schön und schlank zu sein, sei essenziell, um akzeptiert und geliebt zu werden.

Die Psychologin Franziska Klemm sagt gegenüber der KKH: „Essstörungen beginnen oft in der Pubertät oder im frühen Erwachsenenalter und damit in einer besonders sensiblen Lebensphase.“ Das Wetteifern nach Selbstbestätigung und Prestige durch Likes, Kommentare und neuen Followern sowie der ständige Vergleich mit scheinbar perfekten Influencern fördert ein gestörtes Körperbild.

„Solche Vorbilder können Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und auch dem eigenen Körper forcieren.“ erklärt Franziska Klemm „Sie erzeugen einen starken Druck, dem propagierten Körperbild zu entsprechen. Das kann die Entwicklung eines gestörten Essverhaltens begünstigen.“.

Unser Gehirn passt sich der neuen Medienwelt an

Die Gehirnforscherin Susan Greenfield erklärt gegenüber dem Telegraph: „Das menschliche Gehirn ist dem anderer Spezies überlegen, da es die einzigartige Fähigkeit hat, sich seiner Umgebung anzupassen.“. Es passe sich auch an die neue Medienwelt an. Eine Art Evolutionsprozess käme in Gang, das Gehirn verkabele sich neu.

Laut Neurobiologen Gerald Hüther wirkt sich eine intensive Social-Media-Nutzung auch auf den frontalen Cortex aus. Gegenüber dem Südwestdeutschen Rundfunk sagte er: „Das ist der Bereich im Hirn, wo Netzwerke liegen, mit deren Hilfe wir uns in andere Menschen hineinversetzen können, Handlungen planen, wo wir lernen auch Frustrationen auszuhalten, unsere Impulse, die wir haben zu kontrollieren.“ Dadurch hätten Menschen die häufig Social Media nutzen, Probleme diese Gehirnregion zu entwickeln und vernetzen.

Macht Instagram abhängig?

Mit Hilfe von MRT (Magnetresonanztomographie) untersuchte der Neurowissenschaftler Dar Meshi an der Freien Universität Berlin zum ersten Mal weltweit Menschen, die intensiv Social Media nutzen. Bei seinen Versuch zeigte sich, welche Gehirnregionen beim Posten, Liken und Geliked werden aktiv sind. Wenn ein Like erschien, blinkte es im Belohnungszentrum, welches normalerweise beim Essen, Trinken, Sex oder Drogenkonsum aktiv wird.

Positive, belohnende Gefühle sind auf Instagram leicht zu erhalten. Neue Follower, liebe Kommentare oder Likes machen uns also anscheinend glücklich. ,Aber auch abhängig?

Dar Meshi möchte nicht von Sucht sprechen. Es gäbe noch niemanden, dem wegen großer Abhängigkeit das Sorgerecht für seine Kinder entzogen wurde. Es gäbe aber durchaus Fälle, in denen Menschen schlechter schliefen, schlechtere Schulnoten bekamen oder sogar ihren Job verloren, weil sie sich nicht lang genug von sozialen Medien trennen konnten.

Social Media Detox kann nicht schaden

Soziale Medien werden weiterhin und zunehmend ein Teil unseres täglichen Lebens sein und das ist auch okay so. Es ist schließlich nicht alles nur negativ, nie war es einfacher mit Menschen in Kontakt zu treten, Probleme zu lösen und Inspiration zu sammeln.

Aber warum nicht Mal ein Social Media Detox Day einführen? Oder wenigstens ein paar Stunden auf das Smartphone im Allgemeinen verzichten. Schaden kann es auf jeden Fall nicht.

Quellen